Bundesverdienstkreuz für Dr. Dr. Claus Grundmann

Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für Dr. Dr. Claus Grundmann Im Auftrag von Herrn Bundespräsident Dr. h.c. Christian Wulff hat der Landrat des Kreises Wesel, Herr Dr. Ansgar Müller, am 01.04.2011 Herrn Dr. med. Dr. med. dent. Claus Grundmann, Moers, mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Diese seltene Auszeichnung wurde Kollegen Grundmann, Arzt und Zahnarzt für Öffentliches Gesundheitswesen, als „Erstauszeichnung“ verliehen. Grundmann ist seit 1992 Mitarbeiter des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg und seit 2004 Bezirksstellenleiter der Außenstelle Hamborn. Nach dem Medizinstudium an den Universitäten Bochum, Köln und Düsseldorf sowie der Erteilung der ärztlichen Approbation im Jahr 1983 begann Grundmann zunächst eine Weiterbildung in der Chirurgie, Unfallchirurgie und Notfallmedizin in Moers. Daran schloss sich ein Zahnmedizin-Studium an der RWTH Aachen an. Es folgte die Approbation als Zahnarzt, um anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Klinik für Zahn-, Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der RWTH Aachen tätig zu sein. Im Anschluss an die Assistentenzeit in einer Moerser Zahnarztpraxis trat Grundmann 1992 in den Zahnärztlichen Dienst des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg ein. Hier ist er seit fast 20 Jahren für die Zahngesundheit der Kinder und Jugendlichen im Duisburger Norden verantwortlich. Er erkannte bereits kurz nach Dienstbeginn die dringende Notwendigkeit einer zahnmedizinischen Prophylaxe für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter. Als Vorsitzender des „Arbeitskreises Zahnmedizinische Prophylaxe Duisburg“ im Zeitraum von 1993 bis 2003 initiierte er die ersten Anstellungen von zahnmedizinischen Prophylaxe-Helferinnen zum Wohle der Duisburger Kinder. 1994 fanden unter seiner Leitung erstmals „Tage der Zahngesundheit“ in der Duisburger Stadtbibliothek statt. Dabei feierte der „Kariestunnel“ der „Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege in Nordrhein“ seine gelungene Premiere. In den Jahren 1992 bis 1994 absolvierte Grundmann -parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit- eine Weiterbildung zum „Fachzahnarzt für Öffentliches Gesundheitswesen“ an der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf. Die Promotion zum „Dr. med.“ erfolgte im Februar 1985 an der Universität Düsseldorf mit einer Dissertation zum Thema „Elektromyographische Bestimmung der Ermüdbarkeit der Atem- und Beinmuskeln vor und nach aortokoronarer Bypass-Operation“ (Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Heinrich Worth). Ebenfalls an der Universität Düsseldorf wurde Grundmann im Januar 1997 mit einer Dissertationsschrift zum Thema „Differenzen zwischen ante-mortem- und post-mortem-Befunden bei zahnärztlichen Massnahmen zur Identifizierung von unbekannten verstorbenen Personen“ zum „Dr. med. dent.“ promoviert (Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Franz Schübel). Neben der hauptberuflichen Tätigkeit wurde Grundmann mit Eintritt in den Zahnärztlichen Dienst der Stadt Duisburg als freier Mitarbeiter des Duisburger Instituts für Rechtsmedizin tätig. Es handelt sich hier um eins der wenigen nicht-universitären Institute für Rechtsmedizin unter Fachaufsicht des Gesundheitsamtes. Hier ist er als Zweit-Obduzent, in der zahnärztlichen Identifizierung sowie in der forensischen Altersdiagnostik tätig. Seit 1996 ist Grundmann Mitglied des „Arbeitskreises für forensische Odonto-Stomatologie (AKFOS)“ der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRM) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Die forensische Odonto-Stomatologie ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, welches u.a. der Identifizierung unbekannter Toter -insbesondere nach Massenkatastrophen- dient. Aufgrund seiner herausragenden Kenntnisse auf diesem Fachgebiet wurde er bereits 1998 in die Identifizierungskommission des Bundeskriminalamtes berufen. Als Experte auf dem Gebiet der forensischen Odonto-Stomatologie unterstützte er die Identifizierungskommission des Bundeskriminalamtes u.a. bei der Identifizierung von Opfern nach der Flugzeugkollision am Bodensee im Jahr 2002, bei der Tsunami-Katastrophe in Thailand Weihnachten 2004 (mit insgesamt vier Einsätzen „vor Ort“), nach dem Flugzeugabsturz in Madrid 2008 sowie bei der Identifizierung zweier Bibelschülerinnen im Jemen im Jahr 2009. Zusätzlich wurden vom ihm bei verschiedenen anderen Einsätzen die ante-mortalen Zahnbefunde aufbereitet. Die Einsätze für die Identifizierungskommission gehen häufig weit über einen 8-Stunden-Tag hinaus und werden auch unter schwierigen Arbeitsbedingungen und klimatischen Verhältnissen geleistet, bei denen die Mitwirkenden mitunter bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit gefordert sind. Grundmann’s oberstes Ziel bei allen Identifizierungstätigkeiten im In- und Ausland ist es stets den Hinterbliebenen Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen zu verschaffen. Zwar ist es ein schwerer Schicksalsschlag einen Angehörigen bei einem Unglück oder einer Naturkatastrophe zu verlieren, jedoch kann man erst Abschied nehmen und seine Trauer bewältigen, wenn endgültig geklärt ist, ob Angehörige unter den Todesopfern sind. Kollege Grundmann, der bereits 2005 im Berliner Bundesgesundheitsministerium mit der „Verdienstmedaille der Deutschen Zahnärzteschaft“ ausgezeichnet wurde, erhielt für seinen unermüdlichen Einsatz in Thailand in den Jahren 2004 und 2005 -gemeinsam mit der Identifizierungskommission des Bundeskriminalamtes- den Medienpreis „Bambi 2005“ in der Kategorie „Engagement“. Der „Arbeitskreis für Forensische Odonto-Stomatologie (AKFOS)“, dessen Ehrenmitglied Grundmann seit dem Jahre 2001 ist, zeichnete ihn im Oktober 2006 -zusammen mit den anderen im Tsunami-Katastrophengebiet eingesetzten Zahnärztinnen und Zahnärzte- für die dortigen Einsätze mit dem „Gösta-Gustafson-Award“ aus. Im November 2010 folgte eine weitere hochrangige Auszeichnung: die „Ehrenmedaille“ der „Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK)“ „für hervorragende Tätigkeiten und Leistungen auf dem Gebiet der forensischen Zahnheilkunde und der Begutachtung sowie Identifizierung unbekannter Toter im In- und Ausland in zahlreichen Einsätzen“. Auch bei Einzelfall-Identifizierungen konnte der jetzt Geehrte -aufgrund seines akribischen fachlichen Handelns- auf bedeutende Erfolge zurückblicken: so gelang es ihm im Jahre 2008 eine mehr als 30 Jahre lang vermisste Person einer unbekannten Wasserleiche aus dem Rhein zuzuordnen. Ein weiteres ehrenamtliches Betätigungsfeld fand Grundmann in der „Arbeitsgemeinschaft für Forensische Altersdiagnostik (AGFAD)“ der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, zu deren Gründungs- und Vorstandsmitgliedern er gehört. Aufgrund zunehmender grenzüberschreitender Migrationsbewegungen kam es in vielen europäischen Ländern zu einem Anstieg der Zahl derjenigen Ausländer, bei denen das Geburtsdatum nicht zweifelsfrei dokumentiert ist. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass Altersschätzungen bei Lebenden in Strafverfahren in zunehmendem Maße Bestandteil der forensischen Praxis geworden sind. Als Co-Autor der im Jahr 2008 erschienenen „Aktualisierten Empfehlungen für Altersschätzungen bei Lebenden im Strafverfahren“ ist Grundmann an der Erstellung von Leitlinien für die forensische Altersdiagnostik beteiligt gewesen. Auch auf internationaler Ebene hat Grundmann sich hohes Ansehen erworben. Als Mitglied der „International Organization for Forensic Odonto-Stomatology (IOFOS)“ wurde er als einer von drei Zahnärzten zum Qualitätsbeauftragten für Forensische Zahnheilkunde berufen: eine Aufgabe, die bisher noch kein deutscher Zahnarzt inne hatte. Zusätzlich ist er Co-Autor zweier IOFOS-Leitlinien zur Qualitätssicherung: „Identification in single cases“ und „The Forensic Odontology Report“. Seine umfangreichen Erfahrungen und Kenntnisse fließen in Fortbildungsveranstaltungen ein, die er -gemeinsam mit anderen Referentinnen und Referenten- regelmäßig für das Bundeskriminalamt, die Sanitätsakademie der Bundeswehr und den „Arbeitskreis für Forensische Odonto-Stomatologie“ durchführt. Auch auf internationaler Ebene gibt er sein Fachwissen durch Vorträge, über Zeitschriften-Veröffentlichungen und wissenschaftliche Poster weiter (z.B. in Norwegen, Frankreich, Belgien, Australien und Südafrika), so dass er als herausragender Fachmann seines Gebietes weltweit anerkannt ist. In seiner Laudatio betonte Landrat Dr. Müller: „Menschen, die etwas für andere tun, begegnet man zum Glück auch in der heutigen Zeit gar nicht so selten. Ein selbstloses Engagement, wie es Grundmann in den letzten Jahrzehnten an den Tag gelegt hat, ohne Rücksicht auf die eigene Bequemlichkeit, das eigene Wohlbefinden und zum Teil auch unter Gefährdung des eigenen Lebens, trifft man nicht so häufig an. Es ist mir daher ein großes Vergnügen, Ihnen heute für Ihre Leistungen das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichen zu dürfen. Ich spreche Ihnen meine höchste Anerkennung und meinen Dank für Ihre Verdienste aus und darf Ihnen auch die herzlichen Glückwünsche der Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, Frau Hannelore Kraft, übermitteln.“

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