AKFOS Newsletter 2018

Hier finden Sie die im Jahr 2018 erschienenen Newsletter:

 


Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin

I N T E R D I S Z I P L I N Ä R E R 
A R B E I T S K R E I S F Ü R
F O R E N S I S C H E
O D O N T O – S T O M A T O L O G I E

NEWSLETTER

GERMAN ACADEMY OF FORENSIC ODONTOSTOMATOLOGY


Organ des Interdisziplinären Arbeitskreises für Forensische Odonto-Stomatologie
der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und
der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin
A publication of the German Academy of Forensic Odontostomatology
of the German Society of Dental Oral and Craniomandibular Sciences
and the German Society of Legal Medicine
ISSN 0947-6660
AKFOS (2018) Jahr 25: No.1
Lectori benevolentissimo salutem dicit
Editorial

 

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freunde des AKFOS,
dieser Newsletter steht vor allem im Zeichen der anstehenden 42. Jahrestagung in Halle (Saale) diesmal mit der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin gemeinsam. Die Organisation des Programms ist abgeschlossen, sodass jeder über die Kongress-Webseite einen Blick darauf werfen kann. Dank zahlreicher Vortragsanmeldungen ist es gelungen, ein abwechslungsreiches Programm zusammen zu stellen.
Die weiteren Themen des Newsletters sind wichtigen Themen, wie z. B. Altersschätzung, gewidmet. Insbesondere dieses Thema hat in den letzten Wochen wieder einmal gezeigt, was passiert, wenn politische Interessen eine Rolle spielen. Es ist eine Aufgabe des AKFOS dabei mit klaren wissenschaftlich untermauerten Positionen populistischen Äußerungen entgegen zu treten. Es wird notwendig sein, auf diesem Gebiet weiter intensiv zu forschen.
Ich wünsche zu Beginn des Monats August allen Mitgliedern des AKFOS noch einen schönen Sommer und hoffe auf ein Wiedersehen in Halle.
Prof. Dr. Rüdiger Lessig
AKFOS-Vorsitzender

 

 


Herausgeber:
Interdisziplinärer Arbeitskreis für Forensische Odonto-Stomatologie (AKFOS)
der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK)
und der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRM)
Redaktion und Vorstand des Arbeitskreises:
1. Vorsitzender Univ.-Prof. Dr. med. Rüdiger Lessig
Universitätsklinikum Halle (Saale) - Institut für Rechtsmedizin
Franzosenweg 1, D-06112 Halle/Saale
Tel: (0345) 557 1768, Fax: (0345) 557 1587
E-Mail: ruediger.lessig@uk-halle.de
2. Vorsitzender Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Ludger Figgener
Westfälische Wilhelms-Universität Münster - Zentrum für ZMK
Poliklinik für zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde
Waldeyerstr. 30, D-48149 Münster
Tel: (0251) 834 7080, Fax: (0251) 834 7182
E-Mail: figgenl@uni-muenster.de
Sekretär und Schriftführer Dr. med. Dr. med. dent. Claus Grundmann
Arnikaweg 15, D-47445 Moers
Tel: (02841) 40406
E-Mail: clausgrundmann@hotmail.com
Webmaster:
Dr. med. dent. Karl-Rudolf Stratmann
Sürther Hauptstr. 194, D-50999 Köln
Tel: (02236) 65500, Fax: (02236) 967 140
E-Mail: dr.stratmann@koeln.de
Oberstabsarzt Dr. med. dent. Florian Nippe
Weilheimer Str. 60, D-82418 Murnau
Tel.: (08841) 609 – 306, Fax: (08841) 609 - 401
E-Mail: floriannippe@bundeswehr.org
Ehrenvorsitzender: Dr. med. Dr. med. dent. Klaus Rötzscher †


Der Arbeitskreis verfügt über einen Internetauftritt: www.akfos.org
Hier können alle AKFOS-Newsletter und Informationen eingesehen werden.
Hinweis der Redaktion:
The International Organisation of Forensic Odontostomatology (IOFOS)
is available: www.iofos.eu
L´Association Française d´Identification Odontologique (AFIO)
is available: www.afioasso.org
The American Society of Forensic Odontology (ASFO)
is available: www.asfo.org
Inhaltsverzeichnis:
Editorial 1
Impressum 2
Verhoff, M A
21. Treffen der Arbeitsgemeinschaft für Forensische Altersdiagnostik (AGFAD)
am 16. März 2018 in Berlin 4
Grundmann, C
Organization and arranging of complex means in the case of massive traumatism
to identify the person - Odessa/Ukraine 10. bis 12. Mai 2018 9
Kongressankündigungen:
97. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRM) in Verbindung mit der 42. Jahrestagung des Arbeitskreises für Forensische Odonto-Stomatologie (AKFOS) - 12. bis 15. September 2018 in Halle/Saale 10
Kursus zur Computeridentifikation und Altersschätzung auf Svalbard
(Inseln nahe dem Nordpol) - Frühjahr 2019 12


21. Treffen der Arbeitsgemeinschaft für Forensische Altersdiagnostik (AGFAD) am 16. März 2018 in Berlin
Bereits zum vierten Mal fand das Treffen im Hotel Abion Spreebogen in Berlin und wiederum unter großer internationaler Beteiligung statt. Die Lage, das Ambiente und die Verpflegung haben sich bewährt, so dass die Teilnehmer gern bereit waren, die Tagungsgebühr von 50 € zu entrichten. Für besonders erwähnenswert halte ich, weil auf anderen Tagungen nicht üblich, dass alle Referenten von der Tagungsgebühr befreit sind. Das ist ein positiver Beitrag zur Nachwuchsförderung.
Das wissenschaftliche Programm war in diesem Jahr wieder eine gelungene Mischung aus Zustandsberichten verschiedener europäischer Länder mit teils intensiven Diskussionen und Präsentationen wissenschaftlicher Ergebnisse. Besonders gefreut hat mich, dass wieder ein Beitrag zur postmortalen Altersdiagnostik mit dabei war, wenngleich ein sehr spezieller. Aus meiner Sicht sollte die molekulare Altersdiagnostik ein weiteres Thema auf dieser Tagung sein. Diesbezüglich hat die DRGRM eine eigene Arbeitsgruppe gegründet. Abgerundet wurde das Programm wie immer durch die Vorstellung der Ringversuchsergebnisse.
Laurent Martrille (Nancy, Frankreich) eröffnete das wissenschaftliche Programm. Er berichtete von einer gemeinsamen Studie aus den beiden Universitätskliniken Nancy und Tours. Kinderschutz ist ein wichtiges Thema in Frankreich. Straffreiheit gilt für ein Alter von unter 13 Jahren. Bei fraglichem Alter finden ein Interview mit einem Kinderarzt sowie eine Überprüfung der Ausweisdokumente statt. In die Studie eingeschlossen wurden 484 Fälle aus Tours und Nacy. Bei der Körperlichen Untersuchung ist die Bestimmung der Sexualreife in Frankreich verboten. In allen Fällen wurde ein OPG (Demirjan-Stadien), Handgelenk-Röntgen (Greulich & Pyle-Atlasmethode), Clavicula CT (Stadien nach Schmeling) durchgeführt. Das zusammenfassende Gutachten erfolgte durch einen Rechtsmediziner. In Nancy gab es von 2012 bis 2017 eine stetige Fallzunahme. In Tours war in diesem Zeitraum der Höhepunkt 2014 erreicht, danach ist die jährliche Fallzahl zurückgegangen. Guinea ist das häufigste Herkunftsland. Von den Untersuchten wurden 60 % wurden als mindestens 18 Jahre alt eingeordnet. Die Angabe unbegleiteter Minderjähriger konnte in nur 3 % dieser Fälle bestätigt werden.
Einen Überblick über die rechtliche Situation der Identifizierung von Flüchtlingen in Italien seit 1997 gab Francesco Pradella (Florenz, Italien). Im Jahr 1997 erließ die EU eine Direktive zu unbegleiteten Minderjährigen, erst 2005 eine Direktive zu minimalen Standards. Weitere Direktiven folgten 2011, 2014 und 2016. Zuständig sind im Moment in Italien Kinderärzte und Kinderpsychologen oder -psychiater, keine Rechtsmediziner, keine Zahnmediziner. In dem kurzen Interview werden Körpergröße und –gewicht sowie die Geschlechtsentwicklung erfragt. Seit April 2017 gibt es ein neues Interview. Wissenschaftlich fundierte Daten als Grundlage fehlen nach wie vor.

Auf die aktuelle öffentliche Debatte in Deutschland ging Götz Gelbrich (Würzburg) kritisch ein. Zunächst erwähnte er drei populäre Fälle (Freiburg, Kandel und Flensburg), bei denen jeweils das Alter des späteren Täters erst nach einem Tötungsdelikt wissenschaftlich untersucht wurde. Die Meinungen der Bundesärztekammer zur Altersschätzung bei Flüchtlingen wurde 2016 im Deutschen Ärzteblatt publiziert: Ein Arzt solle derartige Untersuchungen nicht durchführen. Im Januar 2018 äußerte der Bundesärztekammerpräsident Montgomery sogar, Röntgen an Flüchtlingen sei ein krimineller Akt. Zu den Psychosozialen Untersuchungen, die Dr. Nowotny als Alternative zu den AGFAD-Methoden gefordert hat, gibt es keine wissenschaftlichen Publikationen. Im Anschluss verdeutlicht Herr Gelbrich noch einmal das Konzept, dass das höchste der berechneten Mindestalter das anzunehmende Mindestalter sein muss. Zur Rolle der AGFAD vertritt er die Meinung, dass diese klar vertreten muss, dass sie die Experten sind. Ein ständiges Update der Methoden ist notwendig. Es seien Europäische Standards zu fordern, die neuen Empfehlungen sollten als Leitlinien konzipiert werden.
Drei Vorträge mit inhaltlichem Zusammenhang aus Norwegen leitete Pål Skage Dahlberg (Oslo) ein. Norwegen beschreitet derzeit zwei Wege zur Altersdiagnostik: radiologische Methoden und DNA-Methylierung. Psychosoziale Untersuchungen werden zusätzlich gefördert. Er selbst stellte eine Metaanalyse zur Greulich & Pyle-Atlasmethode vor, in die 15 Studien eingeschlossen wurden. Keine Studien sind aus Afrika verfügbar. Die Ergebnisse der Studien sind sehr heterogen. Will man das Alter aus dem Stadium bestimmen, sind die populationsspezifischen Unterschiede sehr groß. Dennoch resümiert er, dass die G&P-Atlasmethode immer noch relevant ist. Bei der Schätzung des Alters aus dem Stadium beträgt nach der Metaanalyse das 95 %-Vorhersage-Intervall: 4-5,9 Jahre, mit einer SD von etwa 1 Jahr. Allerdings ist die Population zu beachten.
Den Stadien der Weisheitszahnentwicklung nach Demirjian hat sich Veslemøy Rolseth (Oslo) in ihrer Metaanalyse zugewandt: Eingeschlossen wurden Individuen mit bestätigtem Alter von 10-25 Jahren. 21 Studien konnten berücksichtigt werden, darunter alle Kontinente außer Australien. Die Altersstruktur zahlreicher dieser Studien hatte einen Vorauswahlfehler. Auf das Problem der „Age mimicry bias“ wurde eingegangen und dass die Anwendung des Bayes Theorems eine Abhilfe sein kann. In allen Studien variierte das mittlere Alter für Stadium G am deutlichsten. Unter ausschließlicher Berücksichtigung der Studien ohne Bias liegt das 95 %-Vorhersage-Intervall für das Alter aus dem Stadium bei 4,7-6,8 Jahren.
Øyvind Bleka (Oslo) stellte die Software BioAlder vor. Basierend auf den Metaanalysen der beiden vorangegangenen Arbeiten aus Norwegen wollte er damit die Hand- und Zahnmethode kombinieren. In dem Modell sollte als wichtigste Frage die nach der Vollendung des 18. Lebensjahres beantwortet werden. Im ersten Schritt erfolgte die Verteilung der Entwicklungsstufen auf die Altersgruppen in Jahren. Das Programm bietet 95 %- und 75 %-Wahrscheinlichkeiten für ein bestimmtes Alter und die Wahrscheinlichkeit, ein Alter von 18 Jahren unter- oder überschritten zu haben. Im Sinne ordinaler Regressionsmodelle wurden beide Untersuchungsmethoden in einer Formel kombiniert:
P(age\Hand = h, Tooth = t)
=P(Hand = h\age) * P(Tooth = t\age) * P(age) * const.
Die Formel ist einfach und erwies sich als sehr valide.
Die Benutzeranleitung für BioAlder ist auf der Homepage verfügbar: https://oslo-universitetssykehus.no/Documents/BioAlderManual_v1.0.pdf - allerdings nach meinem Aufruf nur auf Norwegisch.
Eine Studie zur Beurteilung der Weisheitszahn-Entwicklung mittels MRT stellte Jannick De Tobel (Gent, Belgien) in einer Kooperation mit Leuven vor. Er betonte, dass die Kopf-Fixierung für eine gute Aufnahme wichtig ist. Außerdem ist die Voxelgröße für die Auflösung relevant – diese ergibt sich aus der Auflösung in der Ebene und der Schichtdicke. Insgesamt wurden 11 Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 24 Jahren untersucht, die vor geplanter Zahnextraktion ein in-vivo-MRT erhielten. Danach wurden die Zähne ex-vivo im Mikro-CT und 7-Tesla-MRT gescannt. Das Mikro-CT wurde als Referenz verwendet. Warum es einem konventionellen Zahnröntgen (OPG) gegenüber bevorzugt wurde, blieb unklar. Im Ergebnis wurden im MRT höhere Stadien nach Demirjian diagnostiziert als im Mikro-CT. Daraus wurde geschlussfolgert, dass spezifische Referenzstudien für Zahn-MRT notwendig sind.
In einem kurzen und prägnanten Vortrag sensibilisierte Helen Liversidge (London, UK) für das Phänomen, dass die 8er der Oberkiefers auf den Röntgenbildern (OPG) manchmal nicht vollständig durchgebrochen zu sein scheinen, das aber eine natürliche Kurve der bereits in Endstellung stehenden Weisheitszähne des Oberkiefers ist.
Anastasia Mitsea (Athen, Griechenland) testete die London-Atlas-Methode an einer griechischen Population mit 50 männlichen 51 weiblichen Kindern. Es zeigte sich eine gute Übereinstimmung mit dem chronologischen Alter, allerdings wurde das chronologische Alter im Durchschnitt um etwa 4 Monate überschätzt.
In einem weiteren Referat stellte Anastasia Mitsea die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen Lippe-Kiefer-Gaumenspalte und Entwicklung der Weisheitszähne gibt.
Untersucht wurden nach der Demirjian-Methode OPGs von 40 Individuen mit und 40 ohne Spalte. Die Kinder mit Spalte wurden etwa 6 Monate jünger als das tatsächliche chronologische geschätzt. Insgesamt fand sich eine geringere Mineralisation bei der Untersuchungsgruppe im Verhältnis zur Kontrollgruppe. Die 8er des Unterkiefers waren bei der Untersuchungsgruppe weniger beeinträchtigt als die des Oberkiefers.
Guðlaugur Jóhannsson (Reykjavik, Island) hat die röntgenologische Sichtbarkeit des Wurzelkanals nach der Methode von Olze (Stadium A-D) untersucht. Zur Verfügung standen 1000 OPGs, 50 für jedes Lebensjahr, Altersspanne 16-35 Jahre. Zahn 38 wurde untersucht, war dieser nicht verfügbar, dann 48. Die Inter-observer-Reliabilität war mit einem Cohens Kappa von 0,924 sehr gut. Alle Individuen, die ein Stadium B oder C erreicht hatten, waren über 18 Jahre alt. Alle, die Stadium D erreicht hatten, waren über 21 Jahre alt.
Was die abnehmende Sichtbarkeit des Wurzelkanals eigentlich verursacht, ist jedoch nach wie vor unklar.
An 500 OPGs verglich Bianca Gelbrich (Leipzig) drei Methoden zur Altersschätzung an Zähnen: nach Willems, Demirjian und mit dem London Atlas. Die London-Altas-Methode führte zu einer leichten Überschätzung, die nach Willems zu einer geringen Unterschätzung und die nach Demirjian zu der geringsten Unterschätzung des chronologischen Alters. Die Methode nach Willems stellte sich jedoch als die präziseste heraus. Als Empfehlung wurde ausgesprochen, erst das Alter nach der London-Atlas-Methode, dann nach Willems zu bestimmen und daraus den Mittelwert zu bilden.
Der einzige Beitrag zur postmortalen Altersdiagnostik kam von Jaana Hurnanen, (Turku, Finnland). Sie untersuchte die Neonatal-Linie bei 1443 jungen Familien. Es zeigte sich eine Abhängigkeit von der Geburtsart und von Medikamentengaben. Die Neonatal-Linie stellt eine chronologische Landmarke der Geburt, pro Lebenstag wird eine weitere Schmelz-Schicht aufgelagert. Die Betrachtung erfolgt polarisationsoptisch im Dünnschliffpräparat. Die Schichten von der Neonatallinie bis zur Oberfläche des Schmelzes können einfach gezählt werden. Jede Schicht misst ca 4 μm, sodass alternativ eine metrische Bestimmung des Lebensalters in Tagen möglich ist. Die Methode ist geeignet für die Altersschätzung bei Kindern mit einem Alter bis zu einem Jahr. Die Anwesenheit der Neonatlinie belegt ein Gelebthaben bei der Geburt, die Abwesenheit belegt keine Totgeburt.
Ernst Rudolf (Attnang-Puchheim, Österreich) stellte Seitenasymmetrien der medialen Claviculaepiphyse vor, die bei einer Studie an CT-Dünnschichtaufnahmen von 2595 männlichen Individuen aufgefallen waren. Bei 20 % aller Untersuchten traten Normvarianten auf. In rund einem Drittel der Fälle fanden sich Seitendifferenzen zwischen den beiden Schlüsselbeinen. In 12 % der Fälle handelte es sich um einseitige Normvarianten. Bei 17 % der Fälle traten Unterschiede von einem Unterstadium und bei 3 % der Fälle Unterschiede von 2 Unterstadien auf.
Einen Vorschlag für eine neue Klassifikation der Verknöcherungsstadien des Knies im 3-Tesla-MRT unterbreitete Volker Vieth (Münster).Er wies darauf hin, dass im MRT das Knochenmark (und Weichteile) dargestellt werde und nicht die Hartsubstanz des Knochens. Das MRT braucht – anders als das CT – eine interne Kalibrierung, was zur schlechten Vergleichbarkeit von Aufnahmen unterschiedlicher Geräte oder desselben Geräts mit unterschiedlichen Aufnahme-Settings führt.
Untersucht wurden 700 Individuen, Frauen und Männer gleich verteilt, 15 bis 25 Jahre alt. Als Resultat wurden 6 Stadien unter paralleler Betrachtung der T1- und T2-Wichtung vorgeschlagen. Minimal-Age-Konzept war anwendbar. Aber noch sind zu viele Fragen offen, um eine Anwendung für die Altersschätzung empfehlen zu können.
Markus Auf der Mauer (Wedel) stellte in seinem Kooperationsprojekt mit der Rechtsmedizin Hamburg die Fortschritte in der automatisierten Segmentierung von Knochen zur Altersdiagnostik an MRT-Datensätzen von Knien vor. Dabei kam die Methode der neuronalen Netzwerke zum Einsatz. Untersucht wurden die Daten von Männern im Alter von 14-21 Jahren mit vergleichbarem sozioökonomischen Status. Herkunft der Daten: 40 x 3 prospektiv, 41 x 2 Vorstudie, über 100 retrospektiv. Im 1. Schritt wurde das Netzwerk trainiert, die Knochen zu segmentieren. Im 2. Schritt wurde dem Netzwerk beigebracht, aus jedem einzelnen Slice, das Alter zu bestimmen und diese Ergebnisse zu einem Alter für das Individuum zu kombinieren. Der 3. Schritt bestand in der Einbeziehung weiterer Parameter wie Körpergröße und –gewicht. Endgültige Ergebnisse liegen jedoch noch nicht vor.
Den Ablschuss der Tagung bildete die alljährliche Vorstellung der Ringversuchsergebnisse, die routiniert und interessant durch den Präsidenten der AGFAD Andreas Schmeling (Münster). Es war bereits der 16. Ringversuch. In diesem Jahr nahmen 36 Teams aus 9 Ländern, davon 15 aus Deutschland, 8 aus Spanien, je 3 aus Österreich und der Schweiz teil. Es waren wieder zwei Fälle zu bearbeiten und die Resultate in Gutachtenform einzureichen. Erfreulicherweise gelang es allen Teilnehmern die geforderten Aussagen zum Lebensalter korrekt zu formulieren, sodass alle das Zertifikat erhielten.
Im nächsten Jahr ist das 22. AGFAD-Treffen am selben Ort, am Freitag, dem 15. März 2019 geplant. Nicht nur deswegen ist Berlin eine Reise wert.
Kontaktadresse: Prof. Dr. med. Marcel A. Verhoff
Universitätsklinikum Frankfurt
Goethe-Universität
Institut für Rechtsmedizin
Kennedyallee 104
D-60596 Frankfurt am Main
E-Mail: verhoff@med.uni-frankfurt.de

 


Organization and arranging of complex means in the case of massive traumatism to identify the person Odessa/Ukraine 10. bis 12. Mai 2018


Vom 10. bis 12. Mai 2018 fand unter der wissenschaftlichen Leitung des Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der "Odessa National Medical University", Prof. Dr. Kryvda Grygoriy Fedorovych, ein von internationalen Wissenschaftlern besuchtes Symposium zur Identifizierung von Opfern von Massenkatastrophen statt.
Schwerpunkte der Tagung waren moderne Aspekte der Personenidentifikation während der forensischen Untersuchungen, besonders nach stattgehabten Explosionsereignissen.
Dabei stellte das Internationale Rote Kreuz seine Rolle bei der Opferbergung -auch aus Massengräber- vor.
In einem beeindruckenden Vortrag berichtete Frau Prof. Dr. Silke Grabherr, Lausanne/Schweiz, über Einsatz und Möglichkeiten der post-mortalen Computertomographie (PMCT) bei Massenkatastrophen zum Zwecke der Personenidentifizierung.
Dr. Dr. Claus Grundmann stellte in seinem Vortrag die Frage, ob im Zeitalter der Molekulargenetik die zahnärztliche Identifizierung noch zeitgemäß sei: anhand von Beispielen zeigte er, dass sowohl für den Einzelfall als auch für den Katastrophenfall eine eindeutige Bejahung vorliegen würde.
Einen Exkurs in einen anderen wissenschaftlichen Bereich stellte der Vortrag von Frau Sylvie Joris Lambert, Dipl.-Psychologin, vom Institut für Verkehrs-Medizin und -Psychologie der Universität Genf dar: Die wissenschaftliche Erklärung für den drastischen Rückgang von Verkehrstoten in der Schweiz.
Neben den zahlreichen wissenschaftlichen Vorträgen -jeweils mit Simultanübersetzung- wurde den Teilnehmern dieses wissenschaftlichen Symposiums ein phantastischer Geselĺschaftsabend geboten sowie zwei bemerkenswerte Exkursionen zu den historischen und modernen Stätten von Odessa einschließlich des landwirtschaftlich geprägten Umlands. Den Abschluss bildete der gemeinsame Besuch einer Weinkellerei.
Insgesamt betrachtet handelte es sich um ein hervorragend organisiertes Symposium mit einer guten Aufteilung von Wissenschaft, kulturellen Einblicken und neuen Berufsfreundschaften.
Kontaktadresse: Dr. med. Dr. med. dent.
Claus Grundmann
10
97. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft
97. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRM)für Rechtsmedizin (DGRM)
in Verbindung mit der
42. Jahrestagung des Arbeitskreises für Forensische Odonto-Stomatologie (AKFOS)
12. bis 15. September 2018 in Halle/Saale
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Rechtsmedizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg freuen sich, Sie zur 97. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin nach Halle an der Saale einladen zu dürfen. Die Tagung wird in Verbindung mit der 41. Jahrestagung des Arbeitskreises für Forensische Odonto-Stomatologie durchgeführt (15.09.2018).
Das Motto der Tagung ist "Vom Universalgelehrten Alberti zum forensischen Spezialisten". Das Thema soll die enge Beziehung zwischen der Juristischen Fakultät und der Rechtsmedizin in Halle, aber auch die Geschichte des Faches widerspiegeln. Spezielle Obduktionsbefunde, welche erstmals in Sachsen-Anhalt bzw. Halle beschrieben wurden, sind heute fester Bestandteil der Standards in unserem Fach.
Es erwartet Sie ein sehr interessantes Programm mit folgenden Schwerpunkten:
 Forensische Morphologie
 Forensische Bildgebung
 Forensische Genetik
 Forensische Toxikologie
 Klinische Rechtsmedizin
 Forensische Odonto-Stomatologie
 Freie Themen
Einen weiteren Bestandteil des wissenschaftlichen Programms werden praxisnahe Workshops bilden.
Aktuelle Informationen über die Tagung und Registrierung erhalten Sie auf der Tagungs-Website: https://www.r-km.de/JahrestagungDGRM2018/
Die Abstracts der Tagungsbeiträge (Vorträge und Poster) sollten auf der Tagungs-Website bis zum 15. April 2018 eingereicht werden.
Für Fragen zur allgemeinen Kongress-Organisation wenden Sie sich bitte an das Riegger-Kongressmanagement: riegger@r-km.de.
Wir freuen uns, Sie demnächst in Halle begrüßen zu dürfen.
Ihr
Rüdiger Lessig und MitarbeiterInnen
Universitätsklinikum Halle
Institut für Rechtsmedizin
Franzosenweg 1
D-06112 Halle (Saale)
Tel.: +49 345 557 1768
E-Mail: rechtsmedizin@uk-halle.de

Kursus zur Computeridentifikation und Altersschätzung auf Svalbard (Inseln nahe dem Nordpol) - Frühjahr 2019
Liebe Kolleginnen und Kollegen.
Wir haben uns entschieden wieder einen nordischen und einen internationalen IOFOS-Kursus in Svalbard zu organisieren. Der erste Kursus dieser Art fand im Sommer 2017 statt, war seinerzeit komplett ausgebucht und -unserer Meinung nach- sehr erfolgreich. Das Internet funktioniert in Svalbard genauso wie auf dem Norwegischen Festland. Der Kursus basiert auf dem Interpol DVI Programm "DVI System International" Version 5, die über das Internet verwendet werden kann.
Der Kursordner wird auf der IOFOS-Internetseite veröffentlicht - sofern der Herausgeber dies zulässt.
Der Kursus wird Ende Februar bzw. Anfang März 2019 stattfinden. Dann ist es noch Winter auf Svalbard, aber so viel Tageslicht, dass es möglich ist diese einzigartige arktische Natur zu erleben. Der Kursus wird -wie zuvor- im Gjestehuset 102 stattfinden. Eine Reihe von Exkursionen wird arrangiert: Die exklusivste ist eine Schneemobil-Tour zur russischen Bergbauregion Barentsburg. Für diejenigen, die den Kursus zur Altersbestimmung besuchen möchten, ist eine Hundeschlitten-Tour auf dem Gletscher inbegriffen. Wir hoffen auch, dass die Bedingungen günstig sind, um das Nordlicht (Aurora Borealis) zu sehen.
Die Tagungsgebühr beinhaltet Kursus, Hotel, Essen und Ausflüge. Jeder Teilnehmer muss den Flug nach Svalbard selbständig buchen. Er ist nicht im Preis enthalten.
Dies ist das zweite Mal, dass ein Kursus für Zahnärzte in Spitzbergen angeboten wird. Da die Dozenten alle emeritiert sind, ist es nicht sicher, ob der Kursus jemals wiederholt wird.
Wenn Sie jemals in Betracht ziehen Svalbard in Verbindung mit einem Kursus zu besuchen, ist dies die richtige Zeit, dies zu tun. Eine frühzeitige Anmeldung wird empfohlen, da der Kursus für jedermann zugänglich ist. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, könnte der Kursus frühzeitig ausgebucht sein. Außerdem kann eine frühzeitige Buchung der einzige Weg sein, um ein günstiges Flugticket nach Svalbard zu erhalten.
Wie Sie in dem Flyer sehen können, herrscht in Svalbard eine besondere arktische Natur und Atmosphäre. Viele Menschen werden davon fasziniert sein und kommen immer wieder zurück. Studieren Sie den Flyer und schauen Sie sich die empfohlenen Internetseiten an.
Mit freundlichen Grüßen
Tore Solheim
 

Aktuelles

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45. Jahrestagung
Die 45. Jahrestagung der AKFOS fand am 8. Oktober 2022 als Präsenzveranstaltung in Mainz statt.